vielleicht sollte ich wirklich einmal erklären, warum ich das hier mache, vielleicht ein bisschen ausführlicher als hier?
klar, kann eigentlich jeder/m wurscht sein und geht auch niemanden was an, aber ich bin zu sehr kind meiner zeit, um mich dem drang nach begründung entziehen zu können. das können ja nicht mal die, die sich dezidiert dagegen verwehren möchten - gegen den sinn, nicht gegen die öffentlichkeit - ich denke da an dieses grüppchen da zum beispiel.
eigentlich geht es mir großteils um einen versuch, nämlich den versuch, das unbewusst wirksame ideengeschichtliche erbe hinter bestimmten phänomenen zu erhellen - oder zumindest zu sammeln.
es geht mir um ich-konstruktionen, selbstkonstruktionen, rollenkonstruktionen, denn dem seit der "Dialektik der Aufklärung" ausgerufenen tod des subjektes entspricht nach wie vor die anstrengung ein weibliches subjekt erst zu konstruieren.
feministische wissenschaftlerInnen optieren einerseits für materialistische gesellschaftsverändernde visionen im sinne der gleichberechtigungskonzepte der aufklärung, während andere prinzipiell an einer beibehaltung der geschlechterdifferenz im sinne einer "weiblichen" aufwertung festhalten.
nur was ist "weiblich"?
weibliche "natur", sozialisation, genetik, mythos?
was unterscheidet mich als frau in meinem empfinden, erfahren, erleben von meinen vorfahrinnen? was war für sie liebe, begehren, lust, selbstverständnis im gegensatz zu mir heute und wo liegt der wandel?
es ist nicht immer leicht, den opfer-täterInnen-diskursen zu entgehen, auch wenn es mir um diese nicht gehen soll(te).
opfer bin ich qua geschlecht in einem patriarchalen system, ebenso wie täterin, mittäterin, in dem ich sie gleichermaßen weiter trage, die immer noch wirksamen geschlechtsschablonen - tag täglich, bewusster oder unbewusster. täterin nicht nur mir gegenüber, auch meinen geschlechtsgenossinnen und selbstverständlich auch männern gegenüber, die ebenso gefangen sind in ihren rollen ("männer sind schweine" - you know?)
ich bin auf der suche nach geschichte. frauengeschichte, geschlechtergeschichte. nicht systematisch, nicht strukturiert, auch nicht in der hoffnung aus der vergangenheit die zukunft ableiten zu können - die eine oder andere spekulation sei mir dennoch erlaubt.
ich bin auf der suche nach der geschichtlichkeit meines selbst, meiner liebe, meines begehrens, meiner lust, meiner hoffnungen, sehnsüchte, träume - so ich frau bin in einem europa am beginn des 21. jahrhunderts, mit einer lebenskonstruktion die offener ist als je zuvor - und vor allem nach den widersprüchen denen ich begegne tag für tag, in mir ebenso wie in festgeschriebenen und überlieferten konzepten.
vielleicht letztendlich sinnlos, auf jeden fall jedoch lustvoll.
klar, kann eigentlich jeder/m wurscht sein und geht auch niemanden was an, aber ich bin zu sehr kind meiner zeit, um mich dem drang nach begründung entziehen zu können. das können ja nicht mal die, die sich dezidiert dagegen verwehren möchten - gegen den sinn, nicht gegen die öffentlichkeit - ich denke da an dieses grüppchen da zum beispiel.
eigentlich geht es mir großteils um einen versuch, nämlich den versuch, das unbewusst wirksame ideengeschichtliche erbe hinter bestimmten phänomenen zu erhellen - oder zumindest zu sammeln.
es geht mir um ich-konstruktionen, selbstkonstruktionen, rollenkonstruktionen, denn dem seit der "Dialektik der Aufklärung" ausgerufenen tod des subjektes entspricht nach wie vor die anstrengung ein weibliches subjekt erst zu konstruieren.
feministische wissenschaftlerInnen optieren einerseits für materialistische gesellschaftsverändernde visionen im sinne der gleichberechtigungskonzepte der aufklärung, während andere prinzipiell an einer beibehaltung der geschlechterdifferenz im sinne einer "weiblichen" aufwertung festhalten.
nur was ist "weiblich"?
weibliche "natur", sozialisation, genetik, mythos?
was unterscheidet mich als frau in meinem empfinden, erfahren, erleben von meinen vorfahrinnen? was war für sie liebe, begehren, lust, selbstverständnis im gegensatz zu mir heute und wo liegt der wandel?
es ist nicht immer leicht, den opfer-täterInnen-diskursen zu entgehen, auch wenn es mir um diese nicht gehen soll(te).
opfer bin ich qua geschlecht in einem patriarchalen system, ebenso wie täterin, mittäterin, in dem ich sie gleichermaßen weiter trage, die immer noch wirksamen geschlechtsschablonen - tag täglich, bewusster oder unbewusster. täterin nicht nur mir gegenüber, auch meinen geschlechtsgenossinnen und selbstverständlich auch männern gegenüber, die ebenso gefangen sind in ihren rollen ("männer sind schweine" - you know?)
ich bin auf der suche nach geschichte. frauengeschichte, geschlechtergeschichte. nicht systematisch, nicht strukturiert, auch nicht in der hoffnung aus der vergangenheit die zukunft ableiten zu können - die eine oder andere spekulation sei mir dennoch erlaubt.
ich bin auf der suche nach der geschichtlichkeit meines selbst, meiner liebe, meines begehrens, meiner lust, meiner hoffnungen, sehnsüchte, träume - so ich frau bin in einem europa am beginn des 21. jahrhunderts, mit einer lebenskonstruktion die offener ist als je zuvor - und vor allem nach den widersprüchen denen ich begegne tag für tag, in mir ebenso wie in festgeschriebenen und überlieferten konzepten.
vielleicht letztendlich sinnlos, auf jeden fall jedoch lustvoll.
0815tussi - am Freitag, 20. Februar 2004, 07:18 - Rubrik: hirnwixereien
ein "konkurrenzloses Frauenhasserbuch", verspricht der klappentext, "Ein Lesebuch" - so der untertitel, erhältlich z.b. über amazon, dort nur noch second hand.
eine wunderbare textsammlung rund um "das wesen frau", in der die geistige elite unserer kulturgeschichte zu wort kommt, gut 2000 jahre weisheiten über das, was "die frau" auszeichnet, ihren wert bestimmt, über ihre aufgaben, den richtigen umgang mit ihr. kurz: die quintessenz des frauenbildes im partriarchat des abendländischen kulturkreises.
da finden sich stellen aus der bibel, texte von ovid, aristoteles, boccaccio, balzac, tolstoi, baudelaire, kant, schopenhaur, wedekind, nietzsche, martin luther, thomas mann, dali, weininger und einigen mehr.
das ist kulturgeschichte, schriften, die einen wesentlichen beitrag dazu leisteten, den zeitgeist - den logos - auf breiter ebene durchzusetzen.
das sind die großen denker, das sind die, deren erbe wir in uns tragen, jede/r von uns.
die frage ist nicht, ob wir davon geprägt sind, sondern wie bewußt oder unterbewußt diese prägung erlebt wird, wieweit wir in der lage sind zu erkennen, wie tief "normalisiertes denken", verankert in einem kulturellen kollektiven gedächtnis, in uns eingebrannt ist - und es uns überhaupt ermöglicht, jenseits dessen frei zu selektieren aus einem weit größeren möglichen erfahrungsschatz.
männer wie frauen sind wir geprägt von diesem jahrhunderte über kaum gewandelten schema von dem, was wir "sind", zu "sein haben" und selbstverständlich erkennen wir uns wieder in diesem sammelsurium aus über uns gezeichneten bildern, aus urteil gewordenen vorurteilen.
dieses kollektive gedächtnis, das wir in uns tragen, wird und muss sich im sinne einer self-fulfilling-prophecy in der einen oder anderen art in unserer realität manifestieren, wenn kein bewusster wille vorhanden ist, sich davon zu emanzipieren (und sogar dann).
die hartnäckigst durchgesetzte quotenregelung, die ausgeklügeltst per gesetz durchgesetzte arbeitsteilung im reproduktiven familiären bereich wird nichts an dem zwang ändern qua geschlecht vor allem in angstbesetzten situationen gewisse wesenszüge aufweisen zu MÜSSEN, solange wir nicht fähig sind, uns bewusst von dem wahn(SINN) zu emanzipieren, der ein naturgesetz hervorbringt aus wieder und wieder festgeschriebenem zeitgeist.
und dies geschieht zugleich subtiler und massiver weil "objektiver" als je zuvor, indem "wissenschaftliche erkenntnisse" einen platz in unseren alltagsmythen erobern, den sie frühestens seit freud in dem maß begannen einzunehmen.
unendlich brav im sinne der aufklärung sind wir so unglaublich gerne bereit uns immer noch der illusion einer wertfreien wissenschaft hinzugeben. einer wissenschaft, die aufzeigt was ist, weil "objektiv", allen voran die forschung im bereich der genetik sowie der hirnforschung.
"ja, klar, mann, testosteroninduziert linkshemisphären dominiert, wissenschaftlich erwiesen, der kann ja gar nicht anders" und selbstverständlich ebenso in der verkehrung.
"hör endlich auf, dir den kopf zu zerbrechen über persönlichkeits- und kulturgeschichtliche prägungen und begreife, kind, dass der feminismus ein quasi-religiöser irrglaube war, der das wichtigste von allem übersah, dass du nicht sein kannst, was du nicht bist, weil du vorbestimmt bist qua deiner biologie."
"männer und frauen sind einfach nicht gleich", höre ich immer wieder (und während mir früher meist meine gebärmutter und potenzielle mutterschaft um die ohren geknallt wurde, so ist es heute meine rechte gehirnhälfte).
aber ganz realistisch gesehen: no na. mann ist auch nicht gleich mann, und frau nicht gleich frau - so what?
-------------------
Das dritte Kapitel zunächst hat gezeigt, daß die Frau in Heniden, der Mann in gegliederten Inhalten lebt, daß das weibliche Geschlecht ein weniger bewußtes Leben führt als das männliche. Bewußtsein ist aber ein erkenntnistheoretischer und zugleich der psychologische Fundamentalbegriff. [...] Die psychischen Inhalte des Mannes sind nicht einfach die auseinandergefalteten und geformten weiblichen, sie sind nicht bloß aktuell was jene potentiell waren; sondern es steckt in ihnen von allem Anfang an noch ein qualitatives anderes. Die psychischen Inhalte des Mannes sind, selbst schon im ersten Henidenstadium, das sie stets zu überwinden trachten, bereits zur Begrifflichkeit angelegt, und vielleicht tendiert selbst alle Empfindung des Mannes von einem sehr frühen Stadium zum Begriffe. Das Weib selbst ist durchaus unbegrifflich veranlagt, in seinem Wahrnehmen wie in seinem Denken. [...]
Auch die Frauen mit dem besten und am wenigsten begrenzten Gedächtnis kommen über diese Manier der Synästhesien nie hinaus."
Otto Weininger: Das Weib: Keine Seele, kein Charakter, kein Genie; in: Fischer, Manfred S., Der geköpfte Unterleib. Ein Lesebuch, Ullstein Verlag, Frankfurt a.M., 1992
eine wunderbare textsammlung rund um "das wesen frau", in der die geistige elite unserer kulturgeschichte zu wort kommt, gut 2000 jahre weisheiten über das, was "die frau" auszeichnet, ihren wert bestimmt, über ihre aufgaben, den richtigen umgang mit ihr. kurz: die quintessenz des frauenbildes im partriarchat des abendländischen kulturkreises.
da finden sich stellen aus der bibel, texte von ovid, aristoteles, boccaccio, balzac, tolstoi, baudelaire, kant, schopenhaur, wedekind, nietzsche, martin luther, thomas mann, dali, weininger und einigen mehr.
das ist kulturgeschichte, schriften, die einen wesentlichen beitrag dazu leisteten, den zeitgeist - den logos - auf breiter ebene durchzusetzen.
das sind die großen denker, das sind die, deren erbe wir in uns tragen, jede/r von uns.
die frage ist nicht, ob wir davon geprägt sind, sondern wie bewußt oder unterbewußt diese prägung erlebt wird, wieweit wir in der lage sind zu erkennen, wie tief "normalisiertes denken", verankert in einem kulturellen kollektiven gedächtnis, in uns eingebrannt ist - und es uns überhaupt ermöglicht, jenseits dessen frei zu selektieren aus einem weit größeren möglichen erfahrungsschatz.
männer wie frauen sind wir geprägt von diesem jahrhunderte über kaum gewandelten schema von dem, was wir "sind", zu "sein haben" und selbstverständlich erkennen wir uns wieder in diesem sammelsurium aus über uns gezeichneten bildern, aus urteil gewordenen vorurteilen.
dieses kollektive gedächtnis, das wir in uns tragen, wird und muss sich im sinne einer self-fulfilling-prophecy in der einen oder anderen art in unserer realität manifestieren, wenn kein bewusster wille vorhanden ist, sich davon zu emanzipieren (und sogar dann).
die hartnäckigst durchgesetzte quotenregelung, die ausgeklügeltst per gesetz durchgesetzte arbeitsteilung im reproduktiven familiären bereich wird nichts an dem zwang ändern qua geschlecht vor allem in angstbesetzten situationen gewisse wesenszüge aufweisen zu MÜSSEN, solange wir nicht fähig sind, uns bewusst von dem wahn(SINN) zu emanzipieren, der ein naturgesetz hervorbringt aus wieder und wieder festgeschriebenem zeitgeist.
und dies geschieht zugleich subtiler und massiver weil "objektiver" als je zuvor, indem "wissenschaftliche erkenntnisse" einen platz in unseren alltagsmythen erobern, den sie frühestens seit freud in dem maß begannen einzunehmen.
unendlich brav im sinne der aufklärung sind wir so unglaublich gerne bereit uns immer noch der illusion einer wertfreien wissenschaft hinzugeben. einer wissenschaft, die aufzeigt was ist, weil "objektiv", allen voran die forschung im bereich der genetik sowie der hirnforschung.
"ja, klar, mann, testosteroninduziert linkshemisphären dominiert, wissenschaftlich erwiesen, der kann ja gar nicht anders" und selbstverständlich ebenso in der verkehrung.
"hör endlich auf, dir den kopf zu zerbrechen über persönlichkeits- und kulturgeschichtliche prägungen und begreife, kind, dass der feminismus ein quasi-religiöser irrglaube war, der das wichtigste von allem übersah, dass du nicht sein kannst, was du nicht bist, weil du vorbestimmt bist qua deiner biologie."
"männer und frauen sind einfach nicht gleich", höre ich immer wieder (und während mir früher meist meine gebärmutter und potenzielle mutterschaft um die ohren geknallt wurde, so ist es heute meine rechte gehirnhälfte).
aber ganz realistisch gesehen: no na. mann ist auch nicht gleich mann, und frau nicht gleich frau - so what?
-------------------
Das dritte Kapitel zunächst hat gezeigt, daß die Frau in Heniden, der Mann in gegliederten Inhalten lebt, daß das weibliche Geschlecht ein weniger bewußtes Leben führt als das männliche. Bewußtsein ist aber ein erkenntnistheoretischer und zugleich der psychologische Fundamentalbegriff. [...] Die psychischen Inhalte des Mannes sind nicht einfach die auseinandergefalteten und geformten weiblichen, sie sind nicht bloß aktuell was jene potentiell waren; sondern es steckt in ihnen von allem Anfang an noch ein qualitatives anderes. Die psychischen Inhalte des Mannes sind, selbst schon im ersten Henidenstadium, das sie stets zu überwinden trachten, bereits zur Begrifflichkeit angelegt, und vielleicht tendiert selbst alle Empfindung des Mannes von einem sehr frühen Stadium zum Begriffe. Das Weib selbst ist durchaus unbegrifflich veranlagt, in seinem Wahrnehmen wie in seinem Denken. [...]
Auch die Frauen mit dem besten und am wenigsten begrenzten Gedächtnis kommen über diese Manier der Synästhesien nie hinaus."
Otto Weininger: Das Weib: Keine Seele, kein Charakter, kein Genie; in: Fischer, Manfred S., Der geköpfte Unterleib. Ein Lesebuch, Ullstein Verlag, Frankfurt a.M., 1992
0815tussi - am Samstag, 13. Dezember 2003, 10:57 - Rubrik: hirnwixereien
"Far from turning men into sex beasts, as feminists feared, mass porn killed their libido and their ability to relate to real women"
so naomi wolf in dem artikel The more you see the less you want in der sunday times vom 19. oktober 2003. auf diesen artikel werde ich mich in der folge beziehen.
andrea dworkin formulierte 1980 ihre these, dass pornografie uns immer mehr überrollen würde mit der konsequenz, dass männer beginnen würden, frauen nur nur noch unter dem blickwinkel des "porn stars" wahrzunehmen, was in weiterer folge einen anstieg von sexualdelikten nach sich ziehen würde ("a massive increase in rape would surely follow").
pornografie ist definitiv zu einem fixen bestandteil unseres lebens geworden. ihr ist kaum zu entkommen (nicht mal mit den besten spam-filtern).
nur welchen effekt hatte es wirklich? naomi wolf sieht im gegensatz zu andrea dworkin eine völlig andere auswirkung der omnipräsenz von pornografie. diese hätte im gegenteil den effekt zur folge, dass sie die libido des mannes realen frauen gegenüber abgetötet habe. in interviews gaben junge frauen an, sie könnten mit den frauen in pornos nicht mithalten. "Today, real naked women with their humanity and imperfections are just bad porn."
wolf meint das sexuelle desinteresse vieler männer wäre in der tatsache begründet, dass das ständige künstliche anregen des appetits es unglaublich erschwert, sich in real life noch anturnen zu lassen, erotik entstehen zu lassen.
in ihren augen wäre es wünschenswert gegen pornografie einzutreten, um der zwischenmenschlichen erotik wieder eine chance zu geben und verweist dabei auf andere kulturen mit der einleitung: "I am not advocating a return to the days of hiding female sexuality but I now understand that the power and charge of sex is maintained when there is some sacredness to it."
[moment mal: was zum teufel hat pornografie mit weiblicher sexualität zu tun?]
aber weiter im text.
wolf bricht also eine lanze für andere kulturen, in denen weibliche attribute niemals öffentlich zur schau gestellt werden. immerhin mit diesem nebensatz: "These culures may not be nice to women - ", aber - und jetzt kommt es: "but they understand the power of Eros."
äh - wie bitte? die sind zwar nicht nett zu frauen, aber von erotik verstehen sie was, dafür sind "wir" nett zu frauen und erlauben ihnen sogar, ihre sexualität zu schau zu stellen (z.b. als pornodarstellerinnen), um den preis, dass "uns" die erotik abhanden gekommen ist ...
verdammt nochmal bin ich zu blöd oder zu emanzenhaft verbohrt um hier spontan anderes empfinden zu können als brechreiz, oder ist da wirklich irgendwo gewaltig der wurm drinnen?
2 be continued!
so naomi wolf in dem artikel The more you see the less you want in der sunday times vom 19. oktober 2003. auf diesen artikel werde ich mich in der folge beziehen.
andrea dworkin formulierte 1980 ihre these, dass pornografie uns immer mehr überrollen würde mit der konsequenz, dass männer beginnen würden, frauen nur nur noch unter dem blickwinkel des "porn stars" wahrzunehmen, was in weiterer folge einen anstieg von sexualdelikten nach sich ziehen würde ("a massive increase in rape would surely follow").
pornografie ist definitiv zu einem fixen bestandteil unseres lebens geworden. ihr ist kaum zu entkommen (nicht mal mit den besten spam-filtern).
nur welchen effekt hatte es wirklich? naomi wolf sieht im gegensatz zu andrea dworkin eine völlig andere auswirkung der omnipräsenz von pornografie. diese hätte im gegenteil den effekt zur folge, dass sie die libido des mannes realen frauen gegenüber abgetötet habe. in interviews gaben junge frauen an, sie könnten mit den frauen in pornos nicht mithalten. "Today, real naked women with their humanity and imperfections are just bad porn."
wolf meint das sexuelle desinteresse vieler männer wäre in der tatsache begründet, dass das ständige künstliche anregen des appetits es unglaublich erschwert, sich in real life noch anturnen zu lassen, erotik entstehen zu lassen.
in ihren augen wäre es wünschenswert gegen pornografie einzutreten, um der zwischenmenschlichen erotik wieder eine chance zu geben und verweist dabei auf andere kulturen mit der einleitung: "I am not advocating a return to the days of hiding female sexuality but I now understand that the power and charge of sex is maintained when there is some sacredness to it."
[moment mal: was zum teufel hat pornografie mit weiblicher sexualität zu tun?]
aber weiter im text.
wolf bricht also eine lanze für andere kulturen, in denen weibliche attribute niemals öffentlich zur schau gestellt werden. immerhin mit diesem nebensatz: "These culures may not be nice to women - ", aber - und jetzt kommt es: "but they understand the power of Eros."
äh - wie bitte? die sind zwar nicht nett zu frauen, aber von erotik verstehen sie was, dafür sind "wir" nett zu frauen und erlauben ihnen sogar, ihre sexualität zu schau zu stellen (z.b. als pornodarstellerinnen), um den preis, dass "uns" die erotik abhanden gekommen ist ...
verdammt nochmal bin ich zu blöd oder zu emanzenhaft verbohrt um hier spontan anderes empfinden zu können als brechreiz, oder ist da wirklich irgendwo gewaltig der wurm drinnen?
2 be continued!
0815tussi - am Sonntag, 2. November 2003, 17:01 - Rubrik: hirnwixereien
weil das ein sehr umfangreicher comment ist, der meiner ansicht nach viele verschiedene aspekte beinhaltet, erlaube ich mir, damit einen eigenen thread zu eröffnen:
ferromonte antwortete am 2003.08.03, 18:13:
"feminismus" ist dann und deshalb negativ besetzt, weil es frauen gibt (und es sind sicher die wenigeren), die mit - verbaler -gewalt gegen ihre männlichen kollegen vorgehen. damit meine ich "unredliche" diskussionstechniken (dauernder ebenenwechsel mit abschließendem vulgärpsycholgischen k.o. ...) und dieselben fehler und großen fehler, die männer immer schon gemacht haben: arroganz, überheblichkeit und größenwahn. frauen können das genauso gut wie männer. und dadurch (meine erfahrung) kriegt eine selbstdefinition einer solchen frau als feministin einen negativen touch. ich bin klar genug im kopf, um deshalb keine pauschalurteile gegen feministinnen und den feminsimus reiten zu müssen. aber die negative besetzung ist eben auch ein fakt. das gibt es wirklich, und grade auf der uni ... es geht um eine gewisse emotionale bereitschaft zum streit, gepaart mit dem fehlen gedanklicher, rhetorischer und taktischer vorraussetzungen für einen fruchtbaren disput. (das habe ich selbst oft genug erlebt, und eine solche minus-feministin hatte auch einfluß auf den niedergang meiner beziehung zur mutter meines söhnchens. --> es wird viel zerstört von solchen ärschen.) ich mache hier pauschal keine frauen schlecht, das möchte ich klar sagen. aber wenn man sagen will, wo's lang geht muß man gelegentlich mehr mitbringen als bloß das weibliche geschlecht. daß bisher vor allem männer auch nur ihr geschlecht vorzuweisen hatten, um kursvorgaben zu machen, ist natürlich richtig. aber wenn die nach gleichberechtigung strebenden frauen nichts anderes tun als das, was die männer immer schon getan haben und machen, dann schauts nicht gut aus für die zukunft. das wort "feminismus" ist genau so schlecht und aus den selben gründen schlecht besetzt wie das wort "patriachale gesellschaft". [via tussi t(w)oday - plastikmädchen: Das schmutzige F-Wort]
ferromonte antwortete am 2003.08.03, 18:13:
"feminismus" ist dann und deshalb negativ besetzt, weil es frauen gibt (und es sind sicher die wenigeren), die mit - verbaler -gewalt gegen ihre männlichen kollegen vorgehen. damit meine ich "unredliche" diskussionstechniken (dauernder ebenenwechsel mit abschließendem vulgärpsycholgischen k.o. ...) und dieselben fehler und großen fehler, die männer immer schon gemacht haben: arroganz, überheblichkeit und größenwahn. frauen können das genauso gut wie männer. und dadurch (meine erfahrung) kriegt eine selbstdefinition einer solchen frau als feministin einen negativen touch. ich bin klar genug im kopf, um deshalb keine pauschalurteile gegen feministinnen und den feminsimus reiten zu müssen. aber die negative besetzung ist eben auch ein fakt. das gibt es wirklich, und grade auf der uni ... es geht um eine gewisse emotionale bereitschaft zum streit, gepaart mit dem fehlen gedanklicher, rhetorischer und taktischer vorraussetzungen für einen fruchtbaren disput. (das habe ich selbst oft genug erlebt, und eine solche minus-feministin hatte auch einfluß auf den niedergang meiner beziehung zur mutter meines söhnchens. --> es wird viel zerstört von solchen ärschen.) ich mache hier pauschal keine frauen schlecht, das möchte ich klar sagen. aber wenn man sagen will, wo's lang geht muß man gelegentlich mehr mitbringen als bloß das weibliche geschlecht. daß bisher vor allem männer auch nur ihr geschlecht vorzuweisen hatten, um kursvorgaben zu machen, ist natürlich richtig. aber wenn die nach gleichberechtigung strebenden frauen nichts anderes tun als das, was die männer immer schon getan haben und machen, dann schauts nicht gut aus für die zukunft. das wort "feminismus" ist genau so schlecht und aus den selben gründen schlecht besetzt wie das wort "patriachale gesellschaft". [via tussi t(w)oday - plastikmädchen: Das schmutzige F-Wort]
0815tussi - am Sonntag, 3. August 2003, 18:29 - Rubrik: hirnwixereien
alle themen, die hier unter dem topic hirnwixereien zu finden sind, korrelieren zumindest mit themen, mit denen ich mich irgendwann einmal in der einen oder anderen art näher beschäftigt habe. es geht mir nicht darum "lösungen" zu finden, sondern rein am spaß an der freude mit hilfe anderer interessierter meine gehirnwindungen wieder ein bisschen zu "entstauben".
vielleicht geht es ja einigen von euch auch so, dass das reine spielen mit gedanken im berufsalltag zu kurz kommt?
was mich interessiert ist, das konkrete wieder in einem größeren zusammenhang zu bringen oder gängige auffassungen anhand konkreter beispiele zu hinterfragen. vom konkreten zum abstrakten und umgekehrt.
ich erhebe hier nicht den anspruch auf wissenschaftlichkeit, sondern erlaube mir den luxus fragen aufzuwerfen, ideen und assoziationen unreflektiert anzureissen, und bin froh um jeden einwand, jede kritik, alles, was dazu zwingt doch näher hinzusehen, vorgefasste meinungen zu revidieren, kurz: denkANSTÖSSE.
derzeit aktuell sind folgende themen:sinn-los und lust-voll die suche nach weiblicher geschichtlichkeit
sexualität kontra fortpflanzung - chancen, gefahren und mögliche auswirkungen der gen- und reproduktionstechnologie.
geschlechtsrollenmythen - entstehung, relevanz, unterschiede zwischen antiken mythen und modernen mythen. was ist mythos, was ist klischee?
liebesmythos? - die romantische liebe als grundlage für ein lebenskonzept. bis dass der tod euch scheidet einem mythos aufgesessen?
feminismus - warum so ein pfui-wort? - wo hat die negative besetzung des begriffs "feminismus" ihren ursprung?
porno vs. kopftuch - lassen sich zwei frauenfeindliche extreme so vermischen, dass dabei gott eros den sieg davon trägt?
vielleicht geht es ja einigen von euch auch so, dass das reine spielen mit gedanken im berufsalltag zu kurz kommt?
was mich interessiert ist, das konkrete wieder in einem größeren zusammenhang zu bringen oder gängige auffassungen anhand konkreter beispiele zu hinterfragen. vom konkreten zum abstrakten und umgekehrt.
ich erhebe hier nicht den anspruch auf wissenschaftlichkeit, sondern erlaube mir den luxus fragen aufzuwerfen, ideen und assoziationen unreflektiert anzureissen, und bin froh um jeden einwand, jede kritik, alles, was dazu zwingt doch näher hinzusehen, vorgefasste meinungen zu revidieren, kurz: denkANSTÖSSE.
derzeit aktuell sind folgende themen:
0815tussi - am Samstag, 17. Mai 2003, 10:16 - Rubrik: hirnwixereien
diese frage stammt aus dem geschlechtsrollenmythenthread und verdient imo einen eigenen platz.
also: gibt es einen liebesmythos? ist es ein so, dass die liebe als grundlage für ein lebenskonzept nichts anderes ist als ein moderner mythos? "und sie lebten glücklich bis dass der tod und so ..."
ich sag ja, hab aber momentan leider keine zeit näher darauf einzugehen.
tiefseefisch meint vielleicht
poetica sagt definitiv nein.
und poll ist hier nicht möglich. blöde sache. und leute schreibts doch ned so viel, wie soll ich denn da noch zum arbeiten kommen? ;)
-------------------------------------------------------
die "liebe" im wandel
zunächst nochmal ein querverweis.
"pflicht ist lust und lust ist pflicht" ist die christliche, von der antike übernommene, vorstellung von sexualität in der ehe - oder wie christoph klotter schreibt: "Der Hauptzweck der Ehe bestand darin, dem Geschlechtstrieb in einer wechselseitigen Verpflichtung der Gatten, dem debitum, Genüge zu tun."
kant (metaphysik der sitten) beschrieb die ehe noch als einen offenen oder verdeckten kampf der geschlechter und versucht den "wechselseitigen gebrauch der geschlechtsorgane" in einen vertrag zu kleiden, bei dem weder von liebe, noch von freier selbstbeschränkung die rede ist.
frau wie mann hatten hier dieselben rechte.
erst mit der aufteilung des lebens in die sachbezogene berufswelt des mannes und das familienbezogene reich der frau wandelte sich die im vorindustriellen zeitalter gleichwertigen ökonomischen fähigkeiten der frau in "weibliche natur" und psychisch begründbare geschlechtseigenschaften um.
ihr bild wird umgewandelt und sie soll sich nun zugleich harmonisierend, selbstlos liebend und triebverzichtend ihrem mann zuwenden. als gattin, hausfrau und mutter mit einem zugeschriebenen geschlechtscharakter wird sie zur hüterin der bürgerlichen moral und ordnung.
die nach aries in allen kulturen vorfindbare aufteilung in ein ruhiges und beständiges eheleben und in leidenschaftliche aussereheliche amouren verliert sich allmählich.
zudem beginnt im 18. jahrhundert verstärkt sie verweigerung der frauen und an die stelle der ehelichen pflicht tritt die subjektive, von befindlichkeiten bestimmte entscheidung.
erst hier wird an die "beziehung", an die ehe die immense erwartung nach grenzenloser erotik, spontaneität und liebe geknüpft.
dass die erwartung allein die einlösung nicht begünstigt, sondern im gegenteil behindert. (@ poetica: soweit zum mythos der lust!)
Christoph Klotter schreibt:
"Die Verknüpfung von Leidenschaft und Ehe begünstigt die Subjektivierung des Beziehungslebens im Sinne einer immer wieder zu treffenden Entscheidung: 'Will ich oder will ich nicht'? Dieser Subjektivierung unterliegt im Sinne einer Zuschreibung eher die Frau. In der ihr zugeschanzten Krise der Entscheidung findet sich das Muster wieder, dass der Mann der Aktive zu sein habe, die Frau die Passive."
und weiter sinngemäß:
Die Emotionalisierung von Verhältnissen, sei es in Form des Verliebtseins, sei es in Gestalt der Libidinisierung der Ehe fungiert offenbar als Gleitcreme, die die Menschen noch reibungsloser zueinander finden lässt, wo sie sonst ein Abgrund trennt.
der abgrund, von dem klotter spricht ist der in der neuzeit einsetzende niedergang des christlichen codes als universallehre. mit diesem untergang geht der mensch einer festgefügten orientierung verlustig und eine unerschütterliche, gar auf liebe aufgebaute ehe bzw. beziehung scheint (neben dem schlechten gewissen als inneren kommunikationspartner) das geeignete mittel zu sein, um der inneren verlorenheit wirksam zu begegnen.
Klotter noch mal wörtlich:
"Dem Verliebtsein bzw. der Liebe wird so möglicherweise seit dem 18. Jahrhundert die Aufgabe zuteil, angesichts einer von Gott verlassenen Welt den Menschen an den Menschen zu binden."
und nicht minder wichtig ist wohl die verkoppelung von ökonomie und liebe, so kann die verschmelzung von liebe und ehe auch als versuch gewertet werden, der kapitalisierung aller verhältnisse einen scheinbaren riegel vorzuschieben, indem das verliebtsein die realen verhältnisse verdecken bzw. abschwächen soll.
im modell der liebesehe wird so zwar die ökonomische grundlage der ehe überdeckt, hinterrücks ergreift jedoch gerade durch die abschaffung des debitum als archaischem, in gewisser weise feudalem austauschverhältnis eine kapitalistische logik von der ehe besitz: die frau kann ihren körper dem mann nach gutdünken vorenthalten. sie kann damit sparen und haushalten, sie kann ihn aber auch zur verfügung stellen, wenn es ihr günstig erscheint.
der körper wird so zum kapital.
also: gibt es einen liebesmythos? ist es ein so, dass die liebe als grundlage für ein lebenskonzept nichts anderes ist als ein moderner mythos? "und sie lebten glücklich bis dass der tod und so ..."
ich sag ja, hab aber momentan leider keine zeit näher darauf einzugehen.
tiefseefisch meint vielleicht
poetica sagt definitiv nein.
und poll ist hier nicht möglich. blöde sache. und leute schreibts doch ned so viel, wie soll ich denn da noch zum arbeiten kommen? ;)
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die "liebe" im wandel
zunächst nochmal ein querverweis.
"pflicht ist lust und lust ist pflicht" ist die christliche, von der antike übernommene, vorstellung von sexualität in der ehe - oder wie christoph klotter schreibt: "Der Hauptzweck der Ehe bestand darin, dem Geschlechtstrieb in einer wechselseitigen Verpflichtung der Gatten, dem debitum, Genüge zu tun."
kant (metaphysik der sitten) beschrieb die ehe noch als einen offenen oder verdeckten kampf der geschlechter und versucht den "wechselseitigen gebrauch der geschlechtsorgane" in einen vertrag zu kleiden, bei dem weder von liebe, noch von freier selbstbeschränkung die rede ist.
frau wie mann hatten hier dieselben rechte.
erst mit der aufteilung des lebens in die sachbezogene berufswelt des mannes und das familienbezogene reich der frau wandelte sich die im vorindustriellen zeitalter gleichwertigen ökonomischen fähigkeiten der frau in "weibliche natur" und psychisch begründbare geschlechtseigenschaften um.
ihr bild wird umgewandelt und sie soll sich nun zugleich harmonisierend, selbstlos liebend und triebverzichtend ihrem mann zuwenden. als gattin, hausfrau und mutter mit einem zugeschriebenen geschlechtscharakter wird sie zur hüterin der bürgerlichen moral und ordnung.
die nach aries in allen kulturen vorfindbare aufteilung in ein ruhiges und beständiges eheleben und in leidenschaftliche aussereheliche amouren verliert sich allmählich.
zudem beginnt im 18. jahrhundert verstärkt sie verweigerung der frauen und an die stelle der ehelichen pflicht tritt die subjektive, von befindlichkeiten bestimmte entscheidung.
erst hier wird an die "beziehung", an die ehe die immense erwartung nach grenzenloser erotik, spontaneität und liebe geknüpft.
dass die erwartung allein die einlösung nicht begünstigt, sondern im gegenteil behindert. (@ poetica: soweit zum mythos der lust!)
Christoph Klotter schreibt:
"Die Verknüpfung von Leidenschaft und Ehe begünstigt die Subjektivierung des Beziehungslebens im Sinne einer immer wieder zu treffenden Entscheidung: 'Will ich oder will ich nicht'? Dieser Subjektivierung unterliegt im Sinne einer Zuschreibung eher die Frau. In der ihr zugeschanzten Krise der Entscheidung findet sich das Muster wieder, dass der Mann der Aktive zu sein habe, die Frau die Passive."
und weiter sinngemäß:
Die Emotionalisierung von Verhältnissen, sei es in Form des Verliebtseins, sei es in Gestalt der Libidinisierung der Ehe fungiert offenbar als Gleitcreme, die die Menschen noch reibungsloser zueinander finden lässt, wo sie sonst ein Abgrund trennt.
der abgrund, von dem klotter spricht ist der in der neuzeit einsetzende niedergang des christlichen codes als universallehre. mit diesem untergang geht der mensch einer festgefügten orientierung verlustig und eine unerschütterliche, gar auf liebe aufgebaute ehe bzw. beziehung scheint (neben dem schlechten gewissen als inneren kommunikationspartner) das geeignete mittel zu sein, um der inneren verlorenheit wirksam zu begegnen.
Klotter noch mal wörtlich:
"Dem Verliebtsein bzw. der Liebe wird so möglicherweise seit dem 18. Jahrhundert die Aufgabe zuteil, angesichts einer von Gott verlassenen Welt den Menschen an den Menschen zu binden."
und nicht minder wichtig ist wohl die verkoppelung von ökonomie und liebe, so kann die verschmelzung von liebe und ehe auch als versuch gewertet werden, der kapitalisierung aller verhältnisse einen scheinbaren riegel vorzuschieben, indem das verliebtsein die realen verhältnisse verdecken bzw. abschwächen soll.
im modell der liebesehe wird so zwar die ökonomische grundlage der ehe überdeckt, hinterrücks ergreift jedoch gerade durch die abschaffung des debitum als archaischem, in gewisser weise feudalem austauschverhältnis eine kapitalistische logik von der ehe besitz: die frau kann ihren körper dem mann nach gutdünken vorenthalten. sie kann damit sparen und haushalten, sie kann ihn aber auch zur verfügung stellen, wenn es ihr günstig erscheint.
der körper wird so zum kapital.
0815tussi - am Freitag, 16. Mai 2003, 09:48 - Rubrik: hirnwixereien
eine der wichtigsten aufgaben, die die frauenforschung meiner meinung nach zu leisten hat, ist es, sich mit den mythen zu beschäftigen, die sich hinter den sichtbaren realitäten verbergen. diese mythen sind es, die die frauen über jahrhunderte hinweg am eigenen leib erfahren haben und immer noch erfahren und die sie - häufig genug - auch selbst gerne bereit sind, zur "weiblichen wirklichkeit" zu erklären. und von denen ich überzeugt bin, dass sie weit relevanter sind als hormone oder gene.
literatur wie wissenschaft haben im laufe der geschichte ständig neue männlichkeits- und weiblichkeitskonstrukte entwickelt.
wie wandelbar diese sind, ist interessant zu beobachten.
literaturhinweis: christina von braun, "die schamlose schönheit des vergangenen", verlag neue kritik 1989
literatur wie wissenschaft haben im laufe der geschichte ständig neue männlichkeits- und weiblichkeitskonstrukte entwickelt.
wie wandelbar diese sind, ist interessant zu beobachten.
literaturhinweis: christina von braun, "die schamlose schönheit des vergangenen", verlag neue kritik 1989
0815tussi - am Sonntag, 11. Mai 2003, 17:11 - Rubrik: hirnwixereien
nachdem ich durch höchst ärgerliche äußere umstände daran gehindert wurde, endlich zu erledigen, was schon lange erledigt sein sollte und gerade mit nassen haaren ziemlich planlos vor dem compi sitze, ist das DIE ideale gelegenheit, wiedermal etwas hirnwixerei zu betreiben.
vor kurzem hatte ich mal wieder viel freude mit einem forum bei oesterreich.orf.at.
anlass dazu war, dass das land oberösterreich folgendes beschlossen wurde:
diese mangelnde berücksichtigung der geschlechterdifferenz ließe sich natürlich (wie meist proklamiert) als eine entscheidung für eine vereinfachung verstehen, was hier jedoch ausgeschlossen wird, ist die verschiedenheit selbst, in der sich das menschliche subjekt aufgrund des geschlechts konstituiert.
das weibliche subjekt findet im erkenntnisakt nicht nur die zu erkennende welt außerhalb seiner selbst und sich gegengesetzt vor, sondern auch sich selbst im anderen geschlecht und das zumeist nach wie vor als untergeordnet, als nicht-der-rede-wert.
vor kurzem hatte ich mal wieder viel freude mit einem forum bei oesterreich.orf.at.
anlass dazu war, dass das land oberösterreich folgendes beschlossen wurde:
- "Im offiziellen Umgang und auch in allen öffentlichen Aussendungen soll künftig darauf geachtet werden, Frauen und Männer getrennt anzusprechen.
diese mangelnde berücksichtigung der geschlechterdifferenz ließe sich natürlich (wie meist proklamiert) als eine entscheidung für eine vereinfachung verstehen, was hier jedoch ausgeschlossen wird, ist die verschiedenheit selbst, in der sich das menschliche subjekt aufgrund des geschlechts konstituiert.
das weibliche subjekt findet im erkenntnisakt nicht nur die zu erkennende welt außerhalb seiner selbst und sich gegengesetzt vor, sondern auch sich selbst im anderen geschlecht und das zumeist nach wie vor als untergeordnet, als nicht-der-rede-wert.
0815tussi - am Donnerstag, 3. April 2003, 10:55 - Rubrik: hirnwixereien
die ausrichtung der sexualität an der fortpflanzung war zur zeit der frühen sexualpathologie die markierung anhand derer zwischen "pervers" und "normal" unterschieden wurde.
seit ende des 2. wk wurde ein wandel spürbar und zur norm wurde zunehmend das "gesunde" orgasmische funktionieren. die moralisierung wich (in der folge kinseys) einer standardisierung.
wo urspründlich als ziel die "emanzipation" formuliert wurde, also die abschaffung von herrschaft, standen als ergebnis die voraussetzungen für die totale verwertung von individuen. und das marktsubjekt ist in letzter konsequenz das alleinstehende, nicht partnerschafts-, ehe- oder familien"behinderte" subjekt.
nicht zuletzt die gen- und reproduktionstechnologie entkoppelt endgültig sexualität und fortpflanzung und führt zur technologischen ersetzbarkeit der frau als mutter. somit steht auf der einen seite die technologisierbare lust ohne mögliche fortpflanzung, auf der anderen seite eine gänzlich selbstreferenzielle sexualität, die sich unabhängig macht vom geschlecht.
traditionelle geschlechtscharaktere verschwinden damit zunehmend und können und dürfen auch verschwinden.
stehen wir vor der auflösung der geschlechterdifferenz? ist die zukunft ein "moderner unisexismus", in dem ein geschlechtsloses sexuelles selbst vorherrscht?
interessant dazu:
Hegener, Wolfgang; Das Mannequin: vom sexuellen Subjekt zum geschlechtslosen Selbst; Tübingen: konkursbuch Verlag 1992
seit ende des 2. wk wurde ein wandel spürbar und zur norm wurde zunehmend das "gesunde" orgasmische funktionieren. die moralisierung wich (in der folge kinseys) einer standardisierung.
wo urspründlich als ziel die "emanzipation" formuliert wurde, also die abschaffung von herrschaft, standen als ergebnis die voraussetzungen für die totale verwertung von individuen. und das marktsubjekt ist in letzter konsequenz das alleinstehende, nicht partnerschafts-, ehe- oder familien"behinderte" subjekt.
nicht zuletzt die gen- und reproduktionstechnologie entkoppelt endgültig sexualität und fortpflanzung und führt zur technologischen ersetzbarkeit der frau als mutter. somit steht auf der einen seite die technologisierbare lust ohne mögliche fortpflanzung, auf der anderen seite eine gänzlich selbstreferenzielle sexualität, die sich unabhängig macht vom geschlecht.
traditionelle geschlechtscharaktere verschwinden damit zunehmend und können und dürfen auch verschwinden.
stehen wir vor der auflösung der geschlechterdifferenz? ist die zukunft ein "moderner unisexismus", in dem ein geschlechtsloses sexuelles selbst vorherrscht?
interessant dazu:
Hegener, Wolfgang; Das Mannequin: vom sexuellen Subjekt zum geschlechtslosen Selbst; Tübingen: konkursbuch Verlag 1992
0815tussi - am Sonntag, 16. März 2003, 12:53 - Rubrik: hirnwixereien