0815
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den ausgang nimmt die geschichte hier.

ich bin immer nur ich. natürlich bin ich nur ich - und du nur du (davon ausgehend, dass uns schwere psychotische schübe erspart bleiben).
ich bin sogar sosehr ich, dass sehr viele bemühungen dahin gehen, meine biografie linear zu schreiben. so, dass das ich, das heutige ICH, als klarer zielpunkt aller bisherigen entwicklungen erscheint.
ich: authentisch, authentisiert.

und ich frage dich: wer bin ich? beschreibe mich bitte. wie bin ich?

die antwort wird jeweils eine andere sein, je nachdem, ob du mich beruflich kennst, oder nur privat. ob du eine bekannte bist, mit der man einfach spaß hat, ein typ, mit dem ich mal geflirtet habe in irgendeiner langen nacht, eine freundin, die man anruft bei zu triestem novembergrau (auch im august) oder die arbeitskollegin, die den alltagsfrust mit mir teilt.

egal, wer du bist: ich habe dich sicher nicht belogen, keine rolle - das nicht mehr, niemandem zuliebe.

ein lebensmensch ist einer, der nicht alle lieben muss, aber respektieren, als teil meiner selbst.
kdany meinte am 11. Feb, 09:12:
ich-(de-)konstruktionen & so
du bist du und konstruierst dich als ich, konstruierst und de-konstruierst, verformst dich als selbst. menschIn ver-bildert sich und jene anderen konstruieren sich ihre bilder von dir... die bilderauswahl erscheint unendlich: je nach identität des/der betrachtenden, je nach fähigkeit schattierungen des ihr/ihm genommenen bildes aufzunehmen, je nach zeit & ort...
respektieren mag heissen all die vielen bilder (unterschiedliche konstruktionen) an-zunehmen und in die eigene lebens-konstruktion in irgendeiner weise zu integrieren...
#
mmh, wie wär's mal mit mira lobe: 'das kleine ich bin ich'? 
0815tussi antwortete am 11. Feb, 09:48:
"das kleine ich bin ich"
war eines meiner lieblingsbücher als kind. :) 
0815tussi meinte am 11. Feb, 10:45:
die reise zum "du"
"Man hat zurecht gesagt, dass unsere eigentliche Reise dem Anderen, den Anderen gilt.
Im Grunde genommen ist die einzige Reise diejenige, die man in Beziehung zum andern unternimmt, ob das nun ein Individuum oder eine Kultur ist ..."

so Jean Baudrillard in "Reise zu einem anderen Stern" (Merve Verlag)

und an anderer stelle:

"Man kann sich eine Beziehung zu den Anderen vorstellen, die stark und von reinem Begehren erfüllt ist, eine Entdeckung des Anderen und des Affekts, all das, was Leidenschaften mit einer gewissen Intensität darstellen könnte.
Und ebenso kann man sich den Anderen in der Tat ganz einfach als Ort der Deterritorialisierung vorstellen. Das würde heißen, dass der Andere zwar existiert, jedoch nur, um durchquert zu werden; man kan in gewissem Maße im Begehren des Anderen leben, aber wie in einem Exil, in einer anderen, im Grunde holographischen Dimension, In dem Moment hat man es nämlich beinahe mit einem Hologramm zu tun, durch das man sich hindurch bewegen kann."
(...) " Darin kann im Grunde genommen die ganze geheime Lust einer Reise bestehen, nicht in der Tatsache, sich am Anderen zu bereichern, sondern schlicht und einfach darin, sich selbst los zu werden und sich Erleichterung von einem, wie man wohl sagen muss, schweren Gewicht zu verschaffen."
 
kdany antwortete am 12. Feb, 12:47:
danke für das zitat!
danke für dein wunderbares Baudrillard-zitat. ich habe mir erlaubt es zu übernehmen und in mein weblog gestellt (mit link zu dir). ich find's wunderbar..... 
0815tussi antwortete am 12. Feb, 13:31:
gerne doch!
freut mich sehr, dass es dir gefällt. :) 
0815tussi meinte am 11. Feb, 18:09:
und nochmal über die liebe
"(...) the fact is, from the moment, we appear in the world, we're not much more than squalling balls of passion. Our needs aren't many: to sleep, to eat, to be held, to be changed. (...) Not surprisingly, it's a need we never outgrow."

TIME, February 2004; Vol 163, No.5 - "The Power of Love"

schade eigentlich, dass es dann wie gewohnt fast ausschließlich um hormone geht und die wichtigkeit von sex, die bedeutung eines stabilen sexlebens in einer beziehung.

vielleicht wäre es lohnender, sich über den sex-mythos geanken zu machen, als über den liebesmythos
diestimmeausdemhintergrund antwortete am 12. Feb, 08:51:
Ist Sex ein Mythos? 
0815tussi antwortete am 12. Feb, 08:57:
sex wird insofern zu mythos,
als dass er imho unverhältnismäßig überhöht und glorifiziert wird.

sex als quelle der jugend, der schönheit, des wohlbefindens, der gesundheit. insofern wird er nicht nur mystifiziert, sondern im selben ausmaß vermessen und standardisiert. er wird zu dem, worüber unbedingt geredet werden muss unter der nachwievor immer wieder erhobenen prämisse, er wäre so unglaublich unterdrückt. 
kdany antwortete am 12. Feb, 12:44:
mythologisierungen...
'sex' kann doch ganz locker mal als körperliche betätigung mit den (eigenen oder fremden) geschlechtsorganen zwecks emotionaler stimulierung definiert werden.
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im abendland war dieser sex kirchlicherseits nur zur fortpflanzung erlaubt (das lustempfinden wurde 'ein wenig' toleriert, da es sonst zu keiner fotpflanzung gekommen wäre). diese fortpflanzungstätigkeit sollte/musste in 'in liebe' geschehen. womit die verbindung von sex und liebe erfunden wurde.
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nachdem alle sexuelle betätigungen ausserhalb der kirchlichen vorschriften (die den diskurs in der gesellschaft bekanntlich hegemonial dominierten) als "sünde" eingestuft wurden (siehe 'sechstes gebot'), war sex etwas 'böses', 'schlimmes' und 'verruchtes'. durch die verbindung von emotionaler stimulierung und kirchlicher ächtung war sex jedoch immer auch 'interessant', regte die phantasien, träume und wünsche der menschen an (und wurde auch heimlich in allen nur denkbaren formen praktiziert - nach der beichte und 10 'vater-unser' war alles paletti).
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aus dieser gesellschaftlich hegemonialen vorstellung von sex entwickelte sich diskursiv (nahezu notwendigerweise) der begriff der erotik (im gegensatz zur pornografie). Erotik sehe ich begrifflich als konstrukt, welches den menschInnen die möglichkeit bot, sexuelle darstellungen gleichsam ohne 'schlechtes/böses gewissen' zu konsumieren. erotik wurde zur 'guten seite des sex', pornografie war die 'böse seite des sex'.
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zwar konnte die mit beginn des 20.jahrhunderts entstandene 'sexualwissenschaft' insgesamt die begrifflichkeit von sex etwas entkrampfen, wie jedoch vor allem religionsbücher aus den 50iger jahren zeigen, wurde "sex" per se noch immer etwas prinzipiell schlechtes angesehen...
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die gesellschaftlich akzeptierte 'begrifflichkeit sex' ist seit den sechziger Jahren auch durch die zunehmende säkularisierung in einem fundamentalen wandel begriffen. wenn auch ungleichzeitig: vielfach wird noch immer (sehr heftig) liebe&sex miteinander verbunden, gleichgeschlechtlicher sex ist für viele tabu usw., andererseits nehmen immer mehr jüngere menschen an einer 'sexueller sub-kultur' (swinger, fetish etc.) teil.
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grundsätzlich aber: grossteils hat sex als 'verruchter' begriff ausgedient: die verbindung sex&liebe wird fast nur noch in wenigen gazetten thematisiert, ebenso wie sex&treue für zunehmend mehr menschen eine zur lebensgestaltung nicht mehr relvante beziehung darstellen , erotik & pornografie verschwinden ebenfalls in einander (und sind trotz fallweiser medialer auf-/err-regungen kaum noch ein thema)...
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so gesehen: die herkömmliche vorstellung von sex verschwindet... und ob die menschen deshalb oder davon unbebeinflusst mehr oder weniger mit einander schlafen bleibt thema der sexualforscherInnen...
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nachdem sex ohnehin jede/r praktiziert wird mehr "die liebe" zum mythos... jedenfalls lohnt es sich darüber nachzudenken... 
0815tussi antwortete am 12. Feb, 13:30:
sexualität und wahrheit
ich möchte dazu foucault zitieren:
"Eine bestimmte Fallinie hat uns im Laufe der Jahrhunderte dahin gebracht, die Frage nach dem, was wir sind, an den Sex zu richten. Der Sex: Grund für alles."
(michel foucault, der wille zum wissen, s.98/99).

anders gesagt: die heutige sexualität ist ein produkt der wissenschaften und deshalb von so großer bedeutung, weil es die daraus entstehenden jeweiligen diskurse geschafft haben, dass sich individuen als individuen über ihre sexualität definieren. sie wurde als "subversiv" postuliert, als der macht "von natur aus" fremd bzw. unfügsam gegenübergestellt (s. repressionshypothetiker - marcuse oder reich).
im gegenteil sexualität wird mehr und mehr in die nützlichkeitssystematik eines rationalen diskurses eingespannt.

gevögelt wurde immer schon. den sex jedoch zum lebensnotwendigen "wundermittel" überhöhen, das nenne ich "den sex mythologisieren". 
kdany antwortete am 12. Feb, 15:25:
yeahhh! so isses!
danke! so sehe ich es auch (ohne nun auf sozialgeschichts-/diskurstheoretische Ansätze einzugehen)! sex 'mythologisieren' heisst auf die individuelle personelle ebene gebracht, dass mir jene menschInnen 'leid tun', die sich über 'sex' ihre identitätskonstruktion(en) zusammen basteln (bzw meinen dies unbedingt tun zu müssen). vice versa gilt dies aber auch für 'liebe', oder? 
0815tussi antwortete am 12. Feb, 15:48:
mal sehen ...
dass das mit "der liebe" nicht einfach ist und dass man sicher von einem liebes-mythos reden kann, davon würde ich per se ausgehen.

während jedoch die diskursivierung der sexualität zu deren normierung führte, anhand derer jeder aufgefordert ist, sich selbst hinsichtlich erfüllung gewisser normen zu hinterfragen, so ist das mit der liebe eine andere geschichte.

ich kenne niemanden, der sich fragt, ob er qualitativ und quantitativ "richtig" liebt, wenn es nicht ein synonym für geschlechtliche liebe ist.

somit würde ich zumindest von gänzlich unterschiedlichen funktionen dieser mythen ausgehen. hat zudem viel mit der körper-geist-spaltung der westlichen kultur zu tun. 
kdany antwortete am 12. Feb, 19:46:
...weiter denken
zum einen: die foucaultsche normierung von sex betrifft weniger den qualitativen und quantitativen bereich (ich 'muss', weil gesellschaftlich 'vorgeschrieben', so oft oder so gut ficken) als eher den umgang mit sex (strafrechtlich, eherechtlich, gleichgeschlechtlich etc).

zum zweiten: ich glaube schon, dass es einen liebes-diskurs gibt. es gibt schon irgendwie normierte anforderungen an die liebe: aufgehen im/in der anderen oder so ähnlich... (wäre interessant sich darüber etwa die jugendzeitschriften seit den fünfziger jahren anzuschauen, in welchen genau sich jener diskurs sehr heftig spiegelt).

mmh, da fällt mir ein: wie fühlt sich das 12-14jährige mädchen, wenn es (noch) nicht verliebt ist, wo doch alle freundinnen verliebt sind. als aussenseiterin, oder? ääh, gilt für buben auch! und vice versa für sex auch (insofern muss ich meine obige ansicht -qualitativ/quantitativ - wohl doch revidieren).

und was ist "glückliche" und "unglückliche" liebe? wir kennen doch viele die von "glücklicher" (sich selbst gut tuender) und/oder "unglücklicher" (sich selbst nicht gut tuender) "liebe" sprechen.

wie wird "liebe" definiert? etwa als "sehr, starke emotionale zuneigung/hingezogen-sein" (würde es so für mich benennen) ? oder sollte 'liebe' nur beidseitig/zweiseitig ('liebe brauch re-liebe') benannt werden? oder ist nicht genau das liebe/re-liebe die liebes-normierung heute?

ich glaube menschIn muss von definitionen ausgehen, auch wenn sie per se bereits kategorisieren, ein- und ausschliessen... aber anders geht's wohl nicht.

und erst dann sind die 'funktionen' von 'der liebe' in unterschiedlichen kulturen zu (mit zu-)denken. 
0815tussi antwortete am 12. Feb, 22:43:
liebesmythos / mythos sex
hm ... ich würde v.a. davon ausgehen, dass der "klassische" liebesmythos eigentlich im verschwinden ist.
spontan fallen mir dazu die (platonischen?) kugelwesen ein. die, die von den göttern getrennt wurden und seitdem auf der suche sind, nach ihrer zweiten hälfte.
hollywood hält (nach grimms märchen & co) diesen mythos noch am leben, letztendlich fällt jedoch auch "die liebe" den hormonen zum opfer. soziobiologismus und testosteron statt "ewiger liebe" (soviel zur "definition" von liebe).
[verliebtsein ist der zustand des hoffens auf das einssein, schreibt christoph klotter in "Der geraubte Körper - verführt und zugerichtet".]

und was foucault betrifft, so geht es vor allem um das geständnis, was in weiterer folge zu phänomenen wie dem kinsey-report o.ä. führen, also imho sehr wohl um eine normierung des sexes inkl. seiner überhöhung. 
0815tussi antwortete am 12. Feb, 23:29:
da fällt mir ein ...
"vom minnesang zum kinsey-report" wäre auch ein cooler titel für eine seminararbeit o.ä. 
sehpferd meinte am 12. Feb, 22:04:
Der Andere in mir
Merkwürdig, wie jeder von uns in seiner Modellwelt lebt. Da will man die Beziehung erklären, dort das „Selbst“, und nun gar das „Andere“. Doch was ist das „Andere“?

Die Sache ist eigentlich sehr einfach: Es ist das „Du“ in meinem Abbild der Wirklichkeit, so wie ich es verstehe – das Modell in meinem Hirn, das tatsächlich Probehandeln kann. Je eher das Bild vom „Du“ mit dem tatsächlichen Denken, Handeln und Fühlen der anderen Person übereinstimmt, um so mehr „verstehe“ ich.

Doch das nützt mir noch gar nichts. Der andere muss auch verstehen können, dass er verstanden wird: Er will wissen, dass er verstanden wird. Er will wissen, dass er so verstanden wird, wie er will, dass er verstanden wird. Was, wenn er sich über sich täuscht?

Das Spiel lässt sich ständig wiederholen, kreist nur um sich selbst, so lange, bis beide erschöpft sind. So – und das soll nun eine wichtige und lebendige Angelegenheit sein? Nicht für mich.. 
0815tussi antwortete am 12. Feb, 22:45:
herr sehpferd, eine frage am rande,
würden sie davon ausgehen, dass sie in der lage sind, "objektiv" wahrnehmen zu können (sich oder ihre umwelt)? 
sehpferd antwortete am 16. Feb, 16:32:
Keine Fangfragen, Frau Tussi
Zunächst einmal: Bitte keine Fangfragen, Frau Tussi. Ich kann die Frage, ob ich „objektiv“ wahrnehmen kann nicht beantworten, bevor ich nicht weiß, um welche Sichtweise es bei dieser Wahrnehmung geht: Stolpere ich über einen Stein, so kann ich diesen sehr wohl objektiv wahrnehmen, stolpere ich hingegen über eine Aussage, so muss ich mir schon die Mühe machen, das „Wirkliche“ daran herauszufinden, und stolpere ich gar über ein Gefühl, so hat dies mit vielen Bestandteilen der Erlebenswelt zu tun – meiner, der des Anderen und natürlich auch ein wenig mit dem Zeitgeist.

Eine weitere Antwort: Nehmen wir an, ich ginge heute in eine Galerie oder ein Konzert: Was brächte es mir bitte, wenn ich mir einbildete, irgendetwas „objektiv“ wahrzunehmen? Es reicht, wenn ich die Klotür von der Eingangstür unterscheiden kann. 
0815tussi antwortete am 16. Feb, 16:36:
muss der neid ihnen lassen
gut gekontert! ;) 
poetica meinte am 16. Feb, 11:11:
weil hier die zwischenfrage war
...ob denn sex ein mythos sei...
darüber habe ich lange nachdenken müssen.
und fand, dass in dieser diskussion das moment der LUST fehlt.
alle sprechen von sex und liebe.
das bindeglied dazwischen ist aber die lust.
lust als mythos? 
diestimmeausdemhintergrund antwortete am 16. Feb, 21:35:
ist der mythos bei der lust nicht eher der, dass bei männern lust ohne liebe eher entsteht als bei frauen? 
poetica antwortete am 17. Feb, 08:06:
das kann ich nicht sicher beantworten.
ich denke aber schon, dass frauen (wie mit sovielem) einen anderen umgang mit der lust haben, bzw. einen anderen zugang zur lust.
leider bin ich auch noch nie in einem männerkörper gesteckt, um das mal vergleichen zu können (es müsste gar nicht lange sein, nur einfach um ein paar sachen herauszufinden).
aber eigentlich würde ich gemeint haben, dass lust das absolute ist. das ding, das über sex und liebe steht. vielleicht tendieren frauen eher dazu, wenn sie die lust überkommt, ihr mit jemanden zu frönen, den sie lieben (sprich: jemanden dem sie vertrauen, bei dem sie sich wohlfühlen können, dem sie sich ausliefern [im sinne von: in den sie sich fallen lassen] können,...).
aber wie gesagt, wie das bei männern ausfällt weiß ich nicht... 
0815tussi antwortete am 17. Feb, 13:56:
liebe - lust - sex - beziehung.

ich glaube, das ist mir ein eigenes "kapitel" wert. :) 
diestimmeausdemhintergrund antwortete am 20. Feb, 08:11:
Für mich ist das Graben in der Vergangenheit weniger interessant als die Perspektive der Zukunft. Mich interessiert weniger, wie sich das über die letzten Jahrzehnte alles entwickelt hat, sondern wohin es sich entwickelt.
Die geschichtliche Entwicklung endete im Jetzt, welches ich jetzt erlebe, kenne und als gut oder schlecht empfinden kann.
Aber wie kann ich bzw. kann ich überhaupt meine Zukunft gestalten? Mein Lieben in 5, 10, 20 Jahren?
Wenn ich heute liebe und morgen darüber nachdenke, ob ich gestern glücklich war, dann ist es zu spät, weil bereits geschehen und erlebt. Es mag reizvoll sein, sich morgen darüber Gedanken zu machen, warum heute etwas so passiert ist und wer oder was mich beeinflusst hat - aber mir fehlt die Perspektive in dieser Betrachtungsweise.

Und konkret zum Mythos Sex - ja, ich sehe auch mit einer gewissen Verwunderung und Skepsis die Tendenz, einen Grossteil seines Glücks und seiner Liebe über Sex zu definieren bzw. über die Qualität des Erlebten. Aus der Entwicklung der letzten Jahrzehnte kann ich aber für mich selber auch positives herausziehen. Die Offenheit, mit der Partner heute über Sex reden (können), führt imo zu einem grösseren Lustempfinden. Wenn man Sex als Spass an der Lust und der Liebe definiert, dann kann man sich aus dem reichhaltigen (Über)Angebot an Erotik/Pornographie selektiv inspirieren lassen. Es liegt doch an jedem selbst, wieviel Angebot er annimmt und wie er damit umgeht.
Wie eingangs gesagt, sehe ich auch die negativen Seiten dieser Entwicklung, aber mich schreckt etwas die pauschale Verurteilung. 
0815tussi antwortete am 20. Feb, 08:26:
verzeih, auch ich bin in eile
aber das sind imho zwei völlig verschiedene herangehensweisen. ich rede nicht von den letzten jahrzehnten und schon gar nich von MEINEN letzten jahrzehnten. nicht hier und nicht in diesem kontext, ich spreche von dem, was mich gesellschaftsgeschichtlich bzw. kulturgeschichtlich in meinem frau-sein und selbstverständnis prägt und geprägt hat und auf die eine oder andere art mein leben lang beeinflussen wird.

auch pornographie ist (wie liebe und sex und die auseinandersetzung damit) kein neues phänomen, "neu" ist maximal der umgang damit und die wertigkeit, die all dem zugeschireben wird.

was mir ganz wichtig ist: auch wenn es mir nicht immer gelingt, mir geht es hier nicht um (be)wertung, um gut oder schlecht oder gar verurteilungen, maximal um die frage nach dem warum und wofür und mehr um das woher als das wohin.
nicht aus desinteresse an dem letzteren, rein im sinne einer persönlichen schwerpunktsetzung. 
diestimmeausdemhintergrund antwortete am 20. Feb, 11:02:
Mir ging es in keinster Weise um eine (Be)wertung Deiner Herangehensweise bzw. noch viel weniger um das Hinterfragen Deiner persönlichen Erfahrung bzw. Entwicklungen.
Das Interessante an der historischen Aufarbeitung ist für mich, ob daraus Schlüsse für die Zukunft gezogen bzw. - noch viel interessanter - zukünftige Entwicklungen vorhergesagt werden können.
Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade meinen persönlichen Lebensscheitelpunkt überschritten habe und mir verstärkt Gedanken darüber mache(n möchte), wie es wohl weiter geht mit unserer Gesellschaft; speziell aber natürlich den Themen Liebe, Lust und Leidenschaft. Die Thematisierung dessen werde ich nächstens bei mir angehen - Dein/Dieser Ort hier ist mit Sicherheit ein fruchtbarer Quell für interessante Thesen im Bezug auf die historischen Entwicklungen, die den Urspung auf der x-Achse darstellen - ich freue mich auf mehr :) 
0815tussi meinte am 24. Feb, 17:40:
nochmal zum problem der identitäten
in anlehnung an esther harding (aus einer alten kopie ohne quellenangabe und zu faul wörtlich zu zitieren).

für die welt spielen wir eine persona-rolle.

die annahme dieser rolle liefert uns den ansprüchen der gemeinschaft aus und entfremdet und unserer eigenen realität.

die daraus folgende spaltung der persönlichkeit kann möglicherweise das ego in übereinstimmung mit den erwartungen der allgemeinheit bringen, während der unterdrückte schatten sich in nichtübereinstimmung abwendet.

das versäumnis dieses "dunkle" alter ego anzuerkennen, schafft die tendenz, es auf einen anderen menschen der unmittelbaren umgebung zu übertragen. es ist das spiegelbild für das eigene ich.
dieser vorgang rettet das "verkleidete" ich vor der völligen auslöschung.

die verkörperung dieses anderen kann feind sein oder leidenschaftlich geliebter. vor allem jedoch ist es spiegel und kann weniger als jeder andere mensch so gesehen werden, wie er ist. 





 
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