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ein "konkurrenzloses Frauenhasserbuch", verspricht der klappentext, "Ein Lesebuch" - so der untertitel, erhältlich z.b. über amazon, dort nur noch second hand.

eine wunderbare textsammlung rund um "das wesen frau", in der die geistige elite unserer kulturgeschichte zu wort kommt, gut 2000 jahre weisheiten über das, was "die frau" auszeichnet, ihren wert bestimmt, über ihre aufgaben, den richtigen umgang mit ihr. kurz: die quintessenz des frauenbildes im partriarchat des abendländischen kulturkreises.

da finden sich stellen aus der bibel, texte von ovid, aristoteles, boccaccio, balzac, tolstoi, baudelaire, kant, schopenhaur, wedekind, nietzsche, martin luther, thomas mann, dali, weininger und einigen mehr.
das ist kulturgeschichte, schriften, die einen wesentlichen beitrag dazu leisteten, den zeitgeist - den logos - auf breiter ebene durchzusetzen.
das sind die großen denker, das sind die, deren erbe wir in uns tragen, jede/r von uns.
die frage ist nicht, ob wir davon geprägt sind, sondern wie bewußt oder unterbewußt diese prägung erlebt wird, wieweit wir in der lage sind zu erkennen, wie tief "normalisiertes denken", verankert in einem kulturellen kollektiven gedächtnis, in uns eingebrannt ist - und es uns überhaupt ermöglicht, jenseits dessen frei zu selektieren aus einem weit größeren möglichen erfahrungsschatz.

männer wie frauen sind wir geprägt von diesem jahrhunderte über kaum gewandelten schema von dem, was wir "sind", zu "sein haben" und selbstverständlich erkennen wir uns wieder in diesem sammelsurium aus über uns gezeichneten bildern, aus urteil gewordenen vorurteilen.
dieses kollektive gedächtnis, das wir in uns tragen, wird und muss sich im sinne einer self-fulfilling-prophecy in der einen oder anderen art in unserer realität manifestieren, wenn kein bewusster wille vorhanden ist, sich davon zu emanzipieren (und sogar dann).

die hartnäckigst durchgesetzte quotenregelung, die ausgeklügeltst per gesetz durchgesetzte arbeitsteilung im reproduktiven familiären bereich wird nichts an dem zwang ändern qua geschlecht vor allem in angstbesetzten situationen gewisse wesenszüge aufweisen zu MÜSSEN, solange wir nicht fähig sind, uns bewusst von dem wahn(SINN) zu emanzipieren, der ein naturgesetz hervorbringt aus wieder und wieder festgeschriebenem zeitgeist.

und dies geschieht zugleich subtiler und massiver weil "objektiver" als je zuvor, indem "wissenschaftliche erkenntnisse" einen platz in unseren alltagsmythen erobern, den sie frühestens seit freud in dem maß begannen einzunehmen.

unendlich brav im sinne der aufklärung sind wir so unglaublich gerne bereit uns immer noch der illusion einer wertfreien wissenschaft hinzugeben. einer wissenschaft, die aufzeigt was ist, weil "objektiv", allen voran die forschung im bereich der genetik sowie der hirnforschung.
"ja, klar, mann, testosteroninduziert linkshemisphären dominiert, wissenschaftlich erwiesen, der kann ja gar nicht anders" und selbstverständlich ebenso in der verkehrung.
"hör endlich auf, dir den kopf zu zerbrechen über persönlichkeits- und kulturgeschichtliche prägungen und begreife, kind, dass der feminismus ein quasi-religiöser irrglaube war, der das wichtigste von allem übersah, dass du nicht sein kannst, was du nicht bist, weil du vorbestimmt bist qua deiner biologie."

"männer und frauen sind einfach nicht gleich", höre ich immer wieder (und während mir früher meist meine gebärmutter und potenzielle mutterschaft um die ohren geknallt wurde, so ist es heute meine rechte gehirnhälfte).
aber ganz realistisch gesehen: no na. mann ist auch nicht gleich mann, und frau nicht gleich frau - so what?

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Das dritte Kapitel zunächst hat gezeigt, daß die Frau in Heniden, der Mann in gegliederten Inhalten lebt, daß das weibliche Geschlecht ein weniger bewußtes Leben führt als das männliche. Bewußtsein ist aber ein erkenntnistheoretischer und zugleich der psychologische Fundamentalbegriff. [...] Die psychischen Inhalte des Mannes sind nicht einfach die auseinandergefalteten und geformten weiblichen, sie sind nicht bloß aktuell was jene potentiell waren; sondern es steckt in ihnen von allem Anfang an noch ein qualitatives anderes. Die psychischen Inhalte des Mannes sind, selbst schon im ersten Henidenstadium, das sie stets zu überwinden trachten, bereits zur Begrifflichkeit angelegt, und vielleicht tendiert selbst alle Empfindung des Mannes von einem sehr frühen Stadium zum Begriffe. Das Weib selbst ist durchaus unbegrifflich veranlagt, in seinem Wahrnehmen wie in seinem Denken. [...]
Auch die Frauen mit dem besten und am wenigsten begrenzten Gedächtnis kommen über diese Manier der Synästhesien nie hinaus."


Otto Weininger: Das Weib: Keine Seele, kein Charakter, kein Genie; in: Fischer, Manfred S., Der geköpfte Unterleib. Ein Lesebuch, Ullstein Verlag, Frankfurt a.M., 1992

 
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